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Christian Hinterauer
GEW Der Guraner Kapitel VI - VIII


Taschenbuch November 2011
538 Seiten | ca. 14,8 x 21,0 cm
ISBN: 978-3-86468-029-8


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Mit der Heimkehr der Gefährten zieht auch der Sommer ins Tal der Guraner ein. Ruhm und Ehre strahlen auf Gew herab und allerorts feiert man glücklich lachend die Sonnenzeit. Alles schlimme Übel, welches drohend über dem Tal und seiner Bewohner gehangen hatte, scheint nun besiegt und vergessen zu sein. Doch bald beginnen die hinterhältigen Machenschaften erneut aus ihren dunklen Löchern zu kriechen und dieses Mal sind sie nicht so leicht zu bezwingen. Die Herzen gar vieler Menschen werden von ihrem schleichenden Gift befallen und begehen, davon verblendet, schlimme Taten. Manch einer erdreistet sich sogar seine Hand gegen die Götter zu erheben ...
Gew schlug die Augen auf und sah zum Fenster, durch das bereits die Sonne hereinlugte. Es war einer dieser Frühsommermorgen, der sich eben mit frischem Tatendrang anschickte, sein Tagewerk zu beginnen. Die Vögel auf den Bäumen zwitscherten fröhliche Lieder und ihr Gesang war das einzige, dass die morgendliche Stille durchbrach. Es war so wie immer. Nichts schien sich verändert zu haben.
Ein heller Sonnenstrahl leuchtete auf die Schlafstelle neben ihm und fiel auf die wirren Haarbüschel seines jüngsten Sohnes Gurase. Der Wissensquell hatte das Lager nun ganz für sich allein und brauchte es nicht mehr länger mit seinem trotzigen Bruder zu teilen.
Denn Guders hatte, während Gew auf Reisen gewesen war, das heimatliche Gehöft verlassen und war in eine Hütte im Wald gezogen. Dort lebte er nun schon seit einiger Zeit mit der hübschen Frejdis zusammen, die ein Mündel der alten Galka war.
Der gute Geist Themina, ja selbst Erija, die seine Mutter war, hatten vergebens auf ihn eingeredet. Keines ihrer Worte, gleich ob nun schmeichelnde Bitte oder mahnende Drohung, hatten den Trotzigen zum Bleiben auf der Elfenhöhe bewogen.
Wütend wie ein gereizter Stier war er aus der Halle gestürmt und hatte ihre gut gemeinten Ratschläge achtlos in den Wind geschlagen. Was waren schon alle Worte gegen die große Macht der Liebe!
Dann aber war Erija, seiner geliebten Elfe, jenes schreckliche Unglück widerfahren, dass mit nichts und niemand wieder gutzumachen war. Gew knischte mit den Zähnen, als er daran dachte. Der Schmerz in ihm war ein gewaltiger gewesen, als er von der großen Reise heimkehrte und sein erster Zorn hatte dem eines waidwunden Ebers geglichen.
Am liebsten hätte er seinem Ältesten das Herz durchbohrt, so rasend war sein Groll gegen ihn gewesen. Denn dass Gurase, anstatt der Mutter beizustehen, lieber die Zeit bei seinem zauberkundigen Liebchen verbracht hatte, war eine folgenschwere Verfehlung gewesen, die eigentlich nur mit Blut abzuwaschen war.
Als Gew daher seine Söhne aufgesucht und wutentbrannt zur Rede gestellt hatte, war vieles auf des Messers Schneide gestanden. Es war nur der ruhigen Besonnenheit seines Jüngeren zu verdanken gewesen, dass es nicht zu einem weiteren Unglück in ihrer Sippe gekommen war. Wie aus weiter Ferne hatte Gew den bangen Zuruf von Gurase vernommen, dass die an der Mutter begangene Untat mehr als gerächt worden war und der eigentlich Schuldige dafür mit seinem Leben bezahlt hatte.
Da war die heiße Wut in ihm abgekühlt und das donnernde Rasen seines Schmerzes hatte etwas nachgelassen. Als der Guraner obendrein erfuhr, dass der Trotzige die Sippenehre gewahrt hatte, indem er von seinem Großvater, dem König, für den Bund mit Frejdis dessen Segen erhalten hatte, waren seine drohenden Worte verstummt.
Auf seine fragende Aufforderung hin hatte Guders den zitternden Mund geöffnet und ihm freimütig von seiner Maid erzählt. Das wunde Gemüt von Gew hatte rasch bemerkt, wie glücklich die beiden Liebenden zusammen lebten und ein Stich hatte sein Herz durchzuckt, als er einen Blick in die strahlenden Augen seines Ältesten tat.
Sollte er dem Trotzigen diese wunderbare Zeit des frisch Verliebtseins mit seinem Gram verleiden und obendrein dafür bestrafen?
Diese und manch andere Erinnerung an glücklich verbrachte Nächte der Zweisamkeit waren ihm dabei durch den Kopf gegangen und schlussendlich hatte er nicht anders gekonnt. Zur überraschenden Freude seiner Söhne hatte er ihnen verziehen, Guders seinen Segen gegeben und Glück gewünscht.
Gew drehte sich zur Seite und schloss träumerisch die Augen. Er lächelte, denn seine Augen blickten in das, noch friedlich schlummernde, Gesicht seiner Elfe. Ganz sachte und behutsam, um ihren Schlaf nicht zu stören, fuhr er mit seinem Finger über ihr kleines Näschen, auf dem einige Sommersprossen hartnäckig Platz bezogen hatten. Vorsichtig strich er eine lange, strohblonde Haarsträhne aus ihrem Gesicht, um es besser betrachten zu können.
Zufrieden sah sie aus, sein Weib, denn ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Erija träumte wohl noch vom nicht enden wollenden Sturm der Leidenschaft, der sie beide beinahe die ganze Nacht in Atem gehalten hatte.
Doch mit dem ersten Licht des Tages kamen auch jene anderen Bilder wieder, die er nicht mehr so einfach aus seinem Gedächtnis verbannen konnte.
Gew dachte an sein gestiegenes Ansehen und die bedeutsame Stellung, die er in diesen Tagen gewonnen hatte. Überhaupt hatte er mittlerweile beide Hände voll zu tun, um allen Forderungen, Anfragen und Wünschen gerecht zu werden, denn Gew war seit seiner Rückkehr ein wichtiger Mann geworden, der die Blicke aller auf sich zog. Doch dass dies so kommen würde, hatte ihm sein Schwurbruder Geres bereits vorausgesagt und damit recht behalten.
Zufrieden räkelte er sich auf der warmen Bettstatt, denn abgesehen von seinem eigenen Leid waren die letzten Tage eine schöne Zeit gewesen. Daher hatte Gew dieser glücklichen Zufriedenheit, die das Guranervolk erfasst hatte, einen Namen gegeben, der, wie er fand, sehr passend war. Er nannte diesen im ganzen Tal vorherrschenden Freudentaumel ganz einfach nur die Sonnenzeit.
Eigentlich hatte er diesen Ausspruch anfangs, ohne eigentlich lange darüber nachzudenken, in einem kleinen Kreis getan. Er hatte es nur so vor sich hingesagt, doch bald war dieses Wort wie ein Lauffeuer durch das ganze Tal gegangen und nun sprachen alle davon.
Kopfschüttelnd hatte Gew einmal mehr festgestellt, wie sehr er bereits an Bedeutung unter den Guranern gewonnen hatte. Denn wenn schon ein einziges Wort von ihm ein derartiges Gewicht hatte, was würde erst geschehen, wenn er einen ganzen Satz sprechen würde!
Gew machte sich lang und runzelte nachdenklich die Stirn. Es gefiel ihm eigentlich gar nicht, plötzlich so viel Einfluss in die Hände gelegt bekommen zu haben, denn er hatte nicht zielstrebig danach getrachtet.
Diese gierige Eigenart kannte er zur Genüge von seinem Schwiegervater, dem Reichen, doch wie war es in diesen Tagen um ihn selbst bestellt! War nicht gerade dieses strebende Auskosten seiner vermeintlichen Bürde jene willkommene Ablenkung, nach der er sich geradezu sehnte? Ein Fluchtweg, eine Hintertür, wo er stets durchschlüpfen konnte, um dem eigentlichen Schmerz, der ihn unaufhörlich peinigte, zu entkommen?
Nein, er war gewiss nicht feige, doch manchmal war es besser sich vor den Qualen davonzustehlen, als mit ihnen einen Kampf zu führen, den er doch nicht gewinnen konnte.
Langsam streckte er seine Hand nach vor und ihre tastenden Finger suchten den warmen Körper von Erija. Wie eine zarte Blume war sie, seine Elfe, deren Schönheit und Liebreiz ihn nach so vielen Jahren noch immer betörten. Trotz ihrer beiden Söhne, die sie ihm geschenkt hatte, turtelten sie miteinander wie zwei frisch Verliebte, trieben allerhand törichten Unfug und kamen oft den halben Tag nicht aus ihrem Bett heraus, so sehr begehrten sie einander.
Ihre Liebe zueinander war verfestigt wie ein eng verflochtenes Band und es schien beinahe, als ob es sich durch nichts zertrennen ließe.
Er öffnete die Augen und sein Gesicht wurde hart wie Stein. Für einen kurzen Augenblick hatte er geglaubt, dass die Vergangenheit wieder zurückgekehrt wäre, doch der Platz neben ihm war unberührt und leer.
Seine Elfe war fort und nichts als die Erinnerung an sie war ihm geblieben. Nicht einmal einen Grabhügel hatte sie hinterlassen und selbst ihre Asche war von opferwilligen Händen in alle Winde verstreut worden.
Es war schwer für ihn diesen Verlust zu ertragen, doch welcher Sterbliche konnte sich schon der ordnenden Hand der Götter entziehen!
Leise, um den schlafenden Sohn nicht zu wecken, stand er auf und zog sich an. Wie hatte er sich vorhin noch eingeredet, dass sich nichts verändert hatte! Gew blickte auf sein Spiegelbild der Waschschüssel und tauchte den Kopf in das kalte Wasser.
Welch törichter Träumerei er doch aufgesessen war! Das Rad der Geschehnisse war unaufhaltsam weitergerollt und der Schicksalsfaden der Nornen hatte auch für ihn seine Flicken gewoben.
Es ist an der Zeit, dass du anfängst die Dinge zu sehen wie sie wirklich sind, dachte er bei sich.
Der Guraner riss seine Gedanken aus dem düsteren Schleier des Trübsals und fuhr sich mit den Händen kämmend durchs Haar. Schließlich würde er Erija eines Tages wiedersehen, wenn auch nicht auf dieser Welt.
Beinahe trotzig wischte er sich das Wasser aus dem bärtigen Gesicht. Dann folgte Gew dem Geruch von frischem Brot und gebratenem Fleisch, der in seine Nase drang, und eilte in die Halle ...

Mehr über den Autor und seine Bücher findet man unter:
www.christian-hinterauer.at
verfasst von Kitzberger M. am 23.07.2014:BewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchen
Ich bin ein großer Fan von Fantasy-Büchern und habe schon viele Romane dieses Genres verschlungen! Die Gew-Reihe sollte dabei keinesfalls in einer solchen Büchersammlung fehlen. Spannend, niveauvoll und eine sehr durchdachte, umfangreiche Geschichte, die immer wieder neue Überraschungen birgt, mit denen man nicht rechnen würde. Auch merkt man, dass sich der Autor viel mit geschichtlichen Hintergründen jener Zeit, in der das Buch spielt, beschäftigt hat, was der ganzen Romanreihe noch einen zusätzlichen Pluspunkt einbringt! Ich hoffe, dass der vierte Band bald erscheint, damit ich das Ende der Story erfahre! Wie gesagt - eine klare Fünfstern-Bewertung von mir!

verfasst von Hannes G. am 01.04.2014:BewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchen
Obwohl mir das Genre bislang völlig unbekannt war und ich noch keine derartigen Bücher gelesen hatte, zog mich die Geschichte um "Gew den Guraner" sofort in seinen Bann. Schon nach den ersten paar Seiten ist man in die Welt des Guranerdorfes eingetaucht und mittendrin im grünen Tal, in dem es lebt. Selten liest man eine lebhaftere und fantasievollere Beschreibung der handelnden Personen, Landschaften und Gegebenheiten einzelner Örtlichkeiten. "Gew der Guraner" ist jedoch kein Fantasy-Abenteuer, sondern vielmehr eine Hommage an die Zeit des frühen Mittelalters. Die Gegebenheiten, Gebräuche, Riten, etc. aus besagter Zeit sind gut recherchiert und es wird in allen drei Bänden eine abenteuerliche Geschichte erzählt, die von Spannung über wahre Liebe bis hin zur reinen Lust am wilden Treiben in all seinen Facetten alles zu bieten hat. Und dies in einer wahrlich fesselnden Art und Weise. Es empfiehlt sich die Bände der Reihe nach zu lesen, wobei der dritte Band auch einzeln gelesen werden kann. Band Eins und Zwei hingegen ergeben eine Einheit. Also dann - viel Spaß beim Eintauchen in die Welt der Guraner und all derer, die ihren Weg kreuzen auf ihren Abenteuerreisen. Ich war schon dort!

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