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Barbara Piotrowski
Das andere Auge
Begegnungen in Europa

Taschenbuch März 2024
132 Seiten | ca. 12,8 x 19,4 cm
ISBN: 978-3-98913-079-1


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Atmosphärisch dichte Kurzgeschichten und Fotografien scheinbar leerer Landschaften verbinden sich in Barbara Piotrowskis sehr persönlichem Buch zu einem Kaleidoskop bunter Begegnungen auf Reisen durch Europa. Sie erzählen von unbekannten Kulturen und fremden Bräuchen, beeindruckenden Landschaften und freundlichen Menschen, unberechenbaren Situationen und irritierenden Selbsterkenntnissen, aber auch von neuen Einsichten und Erfahrungen, die das Alltagsleben verändern können.
Vorwort:
Als wir uns wegen der Pandemie vor der Welt abgeschlossen hatten und ich vor lauter Sehnsucht begann, ein paar Geschichten von unseren bisherigen Reisen zu Papier zu bringen, spürte ich, wie glücklich es mich machte, mir durch das Nachdenken und Schreiben bestimmte Reise-Erlebnisse wieder in Erinnerung zu bringen. Ich sehe, wie wir in Italien einer uns völlig fremden Signora beim Frühstück ein Geburtstagsständchen singen, wie sich ein unauffälliger Waschraum in einem spanischen Sanitärgebäude in kürzester Zeit in ein Frankenstein-Labor verwandeln kann oder wie wir in einem albanischen Restaurant mit den Kindern der Besitzerin gebannt auf den Fernsehbildschirm starren, auf dem eine herzzerreißende Bollywood-Story ein Happy-End findet.
Als die Grenzen wieder offen waren, stellte ich fest, dass es vor allem die Menschen sind, die mich am meisten berühren. Es sind Begegnungen mit Gefühlen, die man weder planen noch buchen kann. Die irritierenden Gesten der alten Frau in Spanien, die ich nicht zu deuten weiß, die fast Angst erzeugende Gier des Betteljungen an der Grenze zu Montenegro. Es können aber auch Erlebnisse sein, die uns hilflos zurücklassen oder warum wünsche ich einem jungen Mann im ballonseidenen Trainingsanzug auf der alten Brücke von Mes in Albanien eine Schaufel in die Hand?
Ich bemerkte aber auch, wie spannend es ist, Erlebtes mit dem „anderen Auge“ plötzlich in einem ganz anderen Zusammenhang sehen zu können. Begegnungen auf Reisen sind meist nur kurz, werden beim Weiterreisen von neuen Erlebnissen überlagert und zum zeitnahen Reflektieren fehlt die Zeit. So wird beispielsweise aus der zunächst als Anekdote erlebten Begegnung mit einem Stadtführer in Mostar, der uns zu viel Geld abnehmen will, zuhause eine intensive Diskussion über Kriegstourismus. Sogar in den vielen alltäglichen Situationen, die wir zu kennen und zu beherrschen glauben, zeigt der Blick durch das „andere Auge“ dass unser Umgang damit stark von unserem sozial-kulturellen Kontext geprägt ist. So verstand ich den Käse-Verkäufer in Albanien, dessen Verhalten an meinem weiblichen Selbstverständnis rüttelte, erst zuhause.
Aber nicht nur Begegnungen mit fremden Menschen können anregend und faszinierend sein. Auch sich selber kann man auf Reisen neu entdecken. Nicht das norwegische Gamvik, die nördlichste Ortschaft Europas bringt mich völlig aus der Fassung, sondern der in Nebel gehüllte Varangerfjord viel weiter im Süden. Und ist meine Phantasie nach der verstörenden, aufwühlenden, geradezu rauschhaften Fahrt durch die monumentale Tabernas-Wüste in Spanien mit mir durchgegangen oder bin ich ihm wirklich auf seinem Stuhl sitzend in der Wüste begegnet, Terence Hill, dem Star des Wilden Westens? Aber auch Enttäuschungen wie mein vergeblicher Versuch, mit der beliebtesten ungarischen Fastfood-Spezialität Lángos fertigzuwerden, sind zu verkraften.
Jahrzehnte des Reisens mit unzähligen Begegnungen, positive und manchmal negative, überwiegend zufällige, manchmal gesuchte: Sie bleiben unterschiedlich stark in Erinnerung. Viele sind in die Zeit hinein gesehen flüchtig und verblassen. Mehr als ich mir habe vorstellen können, haben sie mich aber auch geprägt. Mit jeder Reise wird mein aus zigtausenden Puzzleteilen bestehendes Weltbild komplettiert. Manches Mal muss ich ein Teilchen austauschen, weil es an der falschen Stelle lag oder gar zu einem anderen Puzzle gehört. Denn ich entdecke neue Zusammenhänge, zusätzliche Recherchen lassen neues Wissen, aber auch Verständnis entstehen und manch eine Meinung oder womöglich eine Haltung verändert sich. Meinen Alltag zuhause machen sie auf jeden Fall differenzierter und vielfältiger.
„Wenn wir uns alle so kennenlernen könnten wie wir heute, gäbe es vielleicht keine Kriege mehr wie in der Ukraine.“ Diese, von der 26jährigen Rumänin Cristina nach einem gemeinsamen Yoga-Abend beim Kräutertee inbrünstig geäußerte Vision einer friedlichen Welt, gab mir den Anstoß, meine Geschichten zu veröffentlichen. Vielleicht ist ihre Sichtweise ein wenig naiv, aber einander Kennenlernen und dadurch vielleicht etwas besser verstehen lernen, ist mehr als notwendig – und bereitet so viel Freude. Und die wünsche ich Ihnen allen auch mit meinen Geschichten.


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