Karin Bottke
Wo geht es hier zum ausgebrannten Bus?
Taschenbuch August 2013
60 Seiten | ca. 14,8 x 21,0 cm
ISBN: 978-3-86468-512-5
Wo geht es hier zum ausgebrannten Bus?
Taschenbuch August 2013
60 Seiten | ca. 14,8 x 21,0 cm
ISBN: 978-3-86468-512-5
Die „Helmstedter Grenzgedanken“ sind alle in der Zeit vor 1989 entstanden. Texte. Fotos. Skizzen. Gedankensplitter. Gedankenlosigkeiten. Gedankensprünge. Es sind keine Geschichten. Es ist Geschichte. Da finden sich Vorurteile, die Klischees, und es ist immer wieder die Grenze, die das Leben der Bewohner im Zonenrand ungewollt geprägt hat.
Die Sammlung dieser Grenzgedanken ist aus Anlass des Jubiläumsjahres „20 Jahre Grenzöffnung und Mauerfall“ 2009 erstmals erschienen. Gegen das Vergessen.
Die Sammlung dieser Grenzgedanken ist aus Anlass des Jubiläumsjahres „20 Jahre Grenzöffnung und Mauerfall“ 2009 erstmals erschienen. Gegen das Vergessen.
Der Besuch (Karin Bottke)
Wir wandern durch den Lappwald. Schattige Wege, dichtes Laubdach, manchmal ein leuchtendes Stück Himmel.
Wir sind stolz auf unser Brunnental.
Wir beschreiben eine Linie mit dem ausgestreckten Arm. „Dort drüben ist die Grenze“, erklären wir. „Ganz nah!“
„Man sieht nichts“, sagt der Besuch. „Kommt man nicht dichter ran?“
Wir trösten. „Ja, gleich … Hinter der nächsten Biegung.“ Wir spüren ihn förmlich, den Wachturm, die versteckten Augen. Wir wundern uns, dass der Besuch kein Gefühl dafür hat.
Wir erblicken die Grenze. Wir lieben sie nicht. Wir hassen sie nicht. Wir sind sie gewohnt. Aber den Besuch wird sie schockieren. Wieder unser ausgestreckter Arm. „Da!“
Der Besuch bleibt stehen, ist sprachlos. Er traut seinen Au-gen nicht. Endlich ringt er sich ein paar Worte ab: „Was denn, weiter nichts?“
Angst
Angst vor ihren Uniformen, Waffen, Hunden.
Vor ihren unbewegten Gesichtern.
Ihren hohlen Augen, ihrer drohenden Gewalt.
Misstrauen und Lügen – sie tragen Früchte.
Helmstedt ist anders
Ein Reisender kommt auf dem Weg zum Zielort
zwangsläufig durch die eine oder andere Stadt.
Er hält die Augen offen und findet auf solchen Reisen
neue Ziele.
Helmstedt findet er so nicht.
Hier kommt er nicht durch, nicht zwangsläufig.
Vielleicht kommt er an Helmstedt vorbei.
Auf der A2, der Autobahn, Transit oder mit dem Zug.
Die Schilder „Abfahrt Helmstedt“
oder „Bahnhof Helmstedt“
laden nicht ein zum Verweilen, prägen sich nicht tief
genug ins Bewusstsein, um auf Abruf zu signalisieren:
Hier musst du nochmal hin.
Helmstedt ist anders
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