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Agnes Jay
Vertällekes än Verskes op Rässe Platt
mit Übersetzung ins Hochdeutsche

Softcover Mai 2023
443 Seiten | ca. 17,0 x 22,0 cm
ISBN: 978-3-96014-993-4


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€ 19.90 *
Der vorliegende Band enthält Texte, Verse und Lieder (darunter so bekannte wie De Schmärlapp, Ons Pöntje und Jo in Rääss) im Reeser Platt. Über 25 verschiedene Verfasser wie etwa Hermann Klemme, Wilhelm van der Ven, Dores Albrecht, Willy Buschmann, Hannes Heuser, Hubert Dahmen, Josef Schloßmacher finden sich hier. Die Texte entstanden in einem Zeitraum von über 100 Jahren und spiegeln die Reeser Vergangenheit bis hin zur Gegenwart wider. Sehr anschaulich, humorvoll und authentisch werden hier viele Reeser Personen mit ihren Besonderheiten geschildert. Über 150 Abbildungen (Fotos und Zeichnungen) ergänzen die jeweiligen Texte.
Seite 34
Hermann Klemme Härvst 1934
De letzte Bleer falle van de Bööm,
et es bütte niet meer schön,
denn et wörd so schudderech kolt,
dat achter denn Owend kröpt Jong en Old.
De Weijes legge ganz verloote,
wo de ganze Sommer de Kuwe geloope,
wo man de Melkmädjes koss hööre lache,
dor goon de Krääje nouw op Wache.
Dechte Mott lett döck op et Land,
ok Iss sett döck an de Kolke Rand.
Üt Oste wääjt en kolde Wend,
denn dör alle Retze drengt.
De Wenter steet vör de Dör,
met Iss, Schnee en Kält,
wett Gott, wat ons noch steet bevör,
op deese groote Wält.

S. 35 Hochdeutsch:
Herbst
Die letzten Blätter fallen von den Bäumen,
es ist draußen nicht mehr schön,
denn es wird so schaurig kalt,
dass hinter den Ofen kriechen Jung und Alt.
Die Wiesen liegen ganz verlassen,
wo den ganzen Sommer die Kühe gelaufen ,
wo man die Melkerinnen lachen hören konnte,
da gehen die Krähen nun auf Wache.
Dichter Nebel liegt oft auf dem Land,
auch Eis sitzt oft am Weiherrand.
Aus Osten weht ein kalter Wind,
der durch alle Ritze dringt.
Der Winter steht vor der Tür,
mit Eis, Schnee und Kälte,
weiß Gott, was uns noch bevorsteht,
auf dieser großen Welt.

S. 146 Dores Albrecht Marieke än Hanneke
Op en Sonndach märge koom Marieke üt de Kärk en saij tägen Hanneke: „Ek hämm Marie Kniependyk getroffe, wej sinn dor op de Koffie ingelaaje öm vier Üür.“ - Ek häm gesaijt, et was gut, gej goot öm vier Üür en ek woll dann öm fiff Üür of half sess komme; ek häm gesaijt, et Hüss koss niet alleen en lääch stoon. So wier dat ömmer gesaijt en ook gemaakt.
Klock vier was Hanneke bej Frau Kniependyk, dronk Koffie en duw se gehört had, wat et an Nejechkeite rondöm goof, miek se sech feerdech nor hüss tu tegoon, dat Marieke ook goon koss. Et Köppke wier op Sitt gelaijt, noch en Öögske op de Taatstöckskes geschmeete, wo all ärch de Kremp drangekomme was, en dann meinde se: „ek well mor goon Frau Kniependyk, want Marieke well ook gärn komme - sitt moj bedankt - en op Weersien!“ Se vertrock noch es et Möndje - „en sitt ook moj bedankt!“
Duw Hanneke thüss koom, stung Marieke all feerdech; en nouw koom dat, wor genn Menss wat van wosst. Hanneke noom de Tande harütt en Merieke deij se harin, in öör Päperemöndschnüttje. Marieke keek Hanneke aan, en de Ooge löchtene öör van de Schmaak van de Tande. Se vertrock et Möndje en bettje en saij: „hm - hm - Prummetaat!“
S. 147 Hochdeutsch
Mariechen und Johanna
An einem Sonntagmorgen kam Mariechen aus der Kirche und sagte zu Johanna: „Ich habe Marie Kniependyk getroffen, wir sind da auf den (zum) Kaffee eingeladen um vier Uhr.“ - Ich habe gesagt, es wäre gut, du gingst um vier Uhr und ich wollte dann um fünf oder halb sechs kommen; ich habe gesagt, das Haus könnte nicht allein und leer stehen. So wurde das immer gesagt und auch gemacht.
Punkt vier war Johanna bei Frau Kniependyk, trank Kaffee und als sie gehört hatte, was es an Neuigkeiten rundherum gab, machte sie sich fertig (um) nach Hause zu gehen, damit Mariechen auch gehen konnte. Das Tässchen wurde zur Seite gelegt, noch ein Äuglein auf die Tortenstückchen geworfen, wo schon arg Schrumpf drangekommen war, und dann meinte sie: „ich will mal gehen, Frau Kniependyk, denn Mariechen will auch gern komme - seien Sie sehr bedankt - und auf Wiedersehen!“ Sie verzog noch einmal das Mündchen - „und seinen Sie auch sehr bedankt!“
Als Johanna nach Hause kam, stand Mariechen schon fertig; und nun kam das, wo kein Mensch was von wusste. Johanna nahm die Zähne heraus und Mariechen tat sie herein, in ihr Pfefferminzschnütchen. Mariechen sah Johanna an, und die Augen leuchteten ihr von dem Geschmack an den Zähnen. Sie verzog das Mündchen ein wenig und sagte: „hm - hm - Pflaumenkuchen!“

S. 168 Willy Buschmann
Der alte Dores sinniert über die neue Mode:
De Mini Mode
Dat Mädjeshart düt niet meer locke,
et träckt mor noch, wat sej aangetrocke:
bekiek die neje Miniröckskes;
dor dronder Drejecks Minibökskes;
et sinn mor Streepkes, schmale Stöckskes,
Nierenkrank bej’de kleinste Tröckskes
De Rocklängde geet bes aan de Boss:
Hoss!
Än wenn et wääjt, dann es wat loss:
Alles blank!
De heele Been kiek gej dann lank.
In Fääntjes sinn sej ingeklejt;
sej flattere so: Waj kiekt, „dann haj’t!
Gej kennt nouw alles! Wo es et Neje?
Sej huwe gar niet meer te freje!
Wat solle’sej lang „de Fuck“ opsüüke:
Sej könne so all alles kieke!

S. 169 Willy Buschmann gibt hierzu folgende Deutsch-Version:
Ein Mädchenherz, das lockt nicht mehr.
Es zieht nur das, was „sie“ angezogen:
beschaut die neuen Mini-Röckchen!
Darunter die neuen Dreiecks-Höschen!
Es sind nur Streifen, schmale Stückchen.
- Nierenkrank beim leichten Windzug! -
Die Röckchen gehn bis an die Brust:
Fast!
Und bläst der Wind, dann ist was „los“!
Alles blank!
Man schaut die nackten Bein’ entlang;
in Fähnchen sind sie eingehüllt;
und wenn sie flattern: welch ein Bild!
Man kennt jetzt alles, nichts ist mehr neu,
man braucht nicht mehr zu freien:
Total enthüllt sind sie!
Was soll man noch lang einen „Geheimort“ suchen:
Man kann ja sowieso schon alles gucken.
Dazu liefert Buschmann folgende „Interpretation“:
Dores hatte anscheinend in den bisher durch lange Röcke verborgenen, aus- gedehnten Beinkleidern, oft mit reizvollen Rüschen und Spitzen besetzt, einen nur erahnten, schon mal aufblitzenden Reiz gesehen. Er hatte darin eine Art „Unterwelt“ (Unterwäsche!) erblickt, die jetzt plötzlich ohne Bedenken und Scheu ans Tageslicht kommen durfte, ohne von Greifern, der „Sipo“ z. B. gefasst zu werden.
Wenn der Reiz offen liegt, dann hat er ausgereizt. - Bei den Heutigen mag das nicht mehr zutreffen? Dores mochte den verborgenen Reiz lieber.

S. 354 Hermann Voss Et Säägenswaater
Et was in de magere Joore nor de Krich, alles was Ärmutskroom de Lüj hadde genn Brot in de Kass noch in de Fläss en Schnäpske, ausser, gej moss wat te tusse hämme. För Tabak en Fätt of söns wat te tusse, kos gej ook en Schnäpske in de Fläss kriege.
Nouw mot ek ow wat vertelle van deesen Tit, wo en Frau för ööre Mann, Hein, ömmer en Schnäpske parat hat, äwer üt Neckelechkeit die Fläss met denn Schnaps ömmer verstoppe deij. Hej krech de eene blos, wenn sej et woll. Sej woll ööre Mann dat Schnäpske, glööw ek, droppewies tukomme loote als Medizinn.
Äwer Hein deij döcker gaale nor en Schnäpske as sinn Frau de Fläss freiwellech harüttröckene.
De Woonunge wasse jo niet groot, en wo man wat verstoppe koss, dat was niet völl. Dann ging hej op Süük, än hej fond ok ömmer dat Verstopsel, wo sej de Fläss ook verstoppt hat.
Op ens hat sej en geniale Idee. Sej schreef op de Fläss „Wejwaater“, än liet de Fläss einfach op de Kass stoon.
Oowes hat Hein Senn op en Schnäpske. „Lisske, haj en Schnäpske för min?“ - „Ek hät der genne. En gej krecht der genne.“ - „Dann goon ek nor Bett.“
Kört drop koom hej weer in de Kamer en vertellene ganz
pläsierech, „hör es, int Säägenswaaterbäckske was genn
Wejwaater drin, äwer op de Kass stunn jo en ganze Fläss. -
Ek met de Fenger in de Fläss en noom min en Betje Säägenswaater öm min te säägene. Mor as ek met de Hand
van ‚des Vaters‘ nor ‚des Sohnes‘ an de Nöös vorbej koom,
rückene ek, dat dat Säägenswaater wat ganz besonderes was.... on wier sik niet meer gekomme, en dann hät ek blos noch ‚des Sohnes‘ van benne gesäägend.“

S. 355 Hochdeutsch Das Weihwasser
Es war in den mageren Jahren nach dem Krieg,
alles war Elendskram die Leute hatten kein Brot
im Schrank noch in der Flasche ein Schnäpschen, außer, man musste was zu tauschen haben. Für
(Um) Tabak und Fett oder sonst was zu tauschen, konnte man auch ein Schnäpschen in der Flasche kriegen.
Nun muss ich euch was erzählen von dieser Zeit, wo eine Frau für ihren Mann immer ein Schnäpschen parat hatte, aber aus Nickelichkeit die Flasche mit dem Schnaps immer verstecken tat. Er kriegte einen (Schnaps) nur, wenn sie es wollte. Sie wollte ihren Mann das Schnäpschen, glaube ich, tröpfchenweise zukommen lassen als Medizin.
Aber Hein tat öfter lechzen nach einem Schnäpschen als seine Frau die Flasche freiwillig herausrückte.
Die Wohnungen waren ja nicht groß, und wo man was verstecken konnte, das war nicht viel. Dann ging er auf Suche, und er fand auch immer das Versteck, wo sie die Flasche auch versteckt hatte.
Auf einmal hatte sie eine geniale Idee. Sie schrieb auf die Flasche „Weihwasser“, und ließ die Flasche einfach auf dem Schrank stehen. Abends hatte Hein Lust auf ein Schnäpschen. „Lisske, hast du ein Schnäpschen für mich?“ - „Ich hab keinen. Und du kriegst keinen.“ - „Dann geh ich zu Bett.“
Kurz darauf kam er wieder in das Zimmer und erzählte ganz vergnügt, „hör mal, im Weihwasserschälchen war kein Weihwasser drin, aber auf dem Schrank stand ja eine ganze Flasche. - Ich mit dem Finger in die Flasche und nahm mir ein Bisschen Weihwasser um mich zu segnen. Aber als ich mit der Hand von ‚der Vaters‘ nach ‚des Sohnes‘ an der Nase vorbei kam, roch ich, dass das Weihwasser was ganz besonderes war.... und weiter bin ich nicht mehr gekommen, und dann hab ich nur noch ‚des Sohnes‘ von innen gesegnet.“

S. 410 Ludger Dahmen
Fremdsprachen Beitrag vom 22. Juli 2020
An de Kraanpoort sette twee Rhinkieker (Hükske Passmann än Polly Hermsen) op et Bänkske än sinn an käuere. Dor kömmt en Tourist van de Promenade än fröcht: "Entschuldigen Sie, meine Herren, können Sie mir wohl sagen, wo ich eine Sparkasse finden kann?" Neks passiert, beide blieve wie aangewortelt sette.
"Oh," denkt sich de Tourist, "die sind wohl auch nicht von hier." Hej versükt et op engels: "Excuse me, gentlemen, can you please tell me how to find a bank?" Aweer mucke sech die beide niet.
Dor versükt et dänn Tourist en letzte Kier op franzöös: "Excusez moi, messieurs, pouvez vous me dire où trouver une banque?" Die beide kieke sech tägeneen aan, sägge äwer neks. Dänn Turist kekt die beide ärmseelich aan än geet wier. Sät Hükske: "Haij dat gehört, wat dänn schlaue Menss all vör Sprookes koss?" "Än?", säj Polly, „wat hät et öm genötzt?"
Dor keuj weer sien: Bäter gej könnt Räässe Platt! Polly saij vör minn ömmer: "Sprääk vernönftech döjts met minn!" Vernönftech döjts was vör öm - Räässe Platt.

S. 411 Hochdeutsch Fremdsprachen
Am Krantor sitzen zwei Rhinkieker (Heinrich Passmann und Bernhard Hermsen) auf dem Bänkchen und sind am plaudern. Da kommt ein Tourist von der Promenade und fragt: "Entschuldigen Sie, meine Herren, können Sie mir wohl sagen, wo ich eine Sparkasse finden kann?" Nichts passiert, beide bleiben wie angewurzelt sitzen.
"Oh," denkt sich der Tourist, "die sind wohl auch nicht von hier." Er versucht es auf englisch: "Excuse me, gentlemen, can you please tell me how to find a bank?" Schon wieder mucken sich die beiden nicht.
Da versucht es der Tourist ein letztes Mal auf französisch: "Excusez moi, messieurs, pouvez vous me dire où trouver une banque?" Die beide schauen sich gegenseitig an, sagen aber nichts. Der Tourist kuckt die beiden armselig an und geht weiter. Sagt Heinrich: „Hast du das gehört, was der schlaue Mensch all für Sprachen konnte?" "Und?", sagte Bernhard, "Was hat es ihm genutzt?"
Da könnt ihr wieder sehen: Besser ihr könnt Reeser Platt! Bernhard sagte vor (zu) mir immer: "Sprich vernünftig deutsch mit mir!" Vernünftig deutsch war für ihn - Reeser Platt.








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