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Agnes Jay
Reeser Platt
Ein Nachschlagewerk

Hardcover Mai 2017
492 Seiten | ca. 17,0 x 22,0 cm
ISBN: 978-3-96014-255-3


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€ 19.90 *
Reeser Platt ist ein Nachschlagewerk zur Reeser Mundart mit zahlreichen Anwendungsbeispielen, Redensarten, Spielen, Lied- und Gedichttexten und Erläuterungen zu alten Reeser Sitten und Gebräuchen sowie zum Aufbau und zur Funktionsweise alter technischer Gerätschaften und vieles mehr.
Bei Nomen sind in der Regel Pluralformen und Diminutivformen angegeben bei Verben häufig Konjugationsformen. Des Weiteren finden sich Hinweise auf die Herkunft vieler Worte, sowie auf Übereinstimmung oder Ähnlichkeit insbesondere mit dem Niederländischen und dem Französischen und Angabe der jeweiligen Worte eventuell auch ihrer andersartigen Bedeutung in der betreffenden Sprache. Kurzformen, die in Rees im alltäglichen Sprachgebrauch häufig benutzt werden, sind ebenfalls aufgeführt.
Bernd schnörkt
Deese Daach stonn ek ooves an de Pompstation, dor es jeden Oowend sönn Pluuch tesaame, än et es ganz interessant dor tutehööre. Bernd vertellene graad, dat hej snachts ömmer so laut schnörkene, dat hej eiges dorvan wacker wier än friech, wat hej dortääge duun koss. - „Jo“, meenene Welm, „läch ouw doch in de Nääwekaamer, dann hört gej et niet.“.
Bernd schnarcht
Dieser Tage stand ich abends an der Pumpstation, da ist jeden Abend so ein Trupp zusammen, und es ist ganz interessant da zuzuhören. Bernd erzählte gerade, dass er nachts immer so laut schnarchte, dass er selbst davon
wach wurde und fragte, was er dagegen tun könnte. - „Ja“, meinte Wilhelm, „leg dich doch in das Nebenzimmer, dann hörst du es nicht.“

Marieke än Hanneke
Op en Sonndach märge koom Marieke üt de Kärk en saij tägen Hanneke: „Ek hämm Marie Kniependyk getroffe, wej sinn dor op de Koffie ingelaaje öm vier Üür.“ - Ek häm gesaijt, et was gut, gej goot öm vier Üür en ek woll dann öm fiff Üür of half sess komme; ek häm gesaijt, et Hüss koss niet alleen en lääch stoon. So wier dat ömmer gesaijt en ook gemaakt.
Klock vier was Hanneke bej Frau Kniependyk, dronk Koffie en duw se gehört had, wat et an Nejechkeite rondöm goof, miek se sech feerdech nor hüss tu tegoon, dat Marieke ook goon koss. Et Köppke wier op Sitt gelaijt, noch en Öögske op de Taatstöckskes geschmeete, wo all ärch de Kremp drangekomme was, en dann meinde se: „ek well mor goon Frau Kniependyk, want Marieke well ook gärn komme - sitt moij bedankt - en op Weersien!“ Se vertrock noch es et Möndje - „en sitt ook moj bedankt!“
Duw Hanneke thüss koom, stung Marieke all feerdech; en nouw koom dat, wor genn Menss wat van wosst. Hanneke noom de Tande harütt en Merieke deij se harin, in öör Päperemöndschnüttje. Marieke keek Hanneke aan, en de Ooge löchtene öör van de Schmaak van de Tande. Se vertrock et Möndje en bettje en saij: „hm - hm - Prummetaat!“
Mariechen und Johanna
An einem Sonntagmorgen kam Mariechen aus der Kirche und sagte zu Johanna: „Ich habe Marie Kniependyk getroffen, wir sind da auf den (zum) Kaffee eingeladen um vier Uhr.“ - Ich habe gesagt, es wäre gut, du gingst um vier Uhr und ich wollte dann um fünf oder halb sechs kommen; ich habe gesagt, das Haus könnte nicht allein und leer stehen. So wurde das immer gesagt und auch gemacht.
Punkt vier war Johanna bei Frau Kniependyk, trank Kaffee und als sie gehört hatte, was es an Neuigkeiten rundherum gab, machte sie sich fertig (um) nach Hause zu gehen, damit Mariechen auch gehen konnte. Das Tässchen wurde zur Seite gelegt, noch ein Äuglein auf die Tortenstückchen geworfen, wo schon arg Schrumpf drangekommen war, und dann meinte sie: „ich will mal gehen, Frau Kniependyk, denn Mariechen will auch gern kommen - seien Sie sehr bedankt - und auf Wiedersehen!“ Sie verzog noch einmal das Mündchen - „und seinen Sie auch sehr bedankt!“
Als Johanna nach Hause kam, stand Mariechen schon fertig; und nun kam das, wo kein Mensch was von wusste. Johanna nahm die Zähne heraus und Mariechen tat sie herein, in ihr Pfefferminzschnütchen. Mariechen sah Johanna an, und die Augen leuchteten ihr von dem Geschmack an den Zähnen. Sie verzog das Mündchen ein wenig und sagte: „hm - hm - Pflaumenkuchen!“

Stäwe 1935
Sitt dor fellt min grad dat Dööntje van Stäwe in. Et es jo wäll wat her, mor vellechts wett gej et noch niet.
Vergangene Sommer es jo sinn Leike gestörwe, dat haj jo gehört, wa? Eenes Daags steet Stäwe nouw an öör Graff än sät so för sich henn: „Leike, min liew Leike, woröm sij min dann gestörwe, komm doch weer!“ Graad tugliker Tit begennt en Mullschör ant Graff te wüüle än schmett de Eerd hoch. As Stäwe dat sooch, es hej ganz verdaddert en röpt: „Minn liewe Gott, dörf man dann gar genn Spass meer maake?“
Stefan
Sieh mal, da fällt mir gerade die Anekdote von Stefan ein. Es ist ja wohl schon was her, aber vielleicht wisst ihr es noch nicht.
Letzten Sommer ist ja seine Adelheid gestorben, das habt ihr ja gehört, nicht wahr? Eines Tages steht Stefan nun an ihrem Grab und sagt so vor sich hin: „Adelheid, meine liebe Adelheid, warum bist du mir denn gestorben, komm doch wieder!“ Gerade zur gleichen Zeit fing ein Maulwurf am Grab an zu wühlen und warf die Erde hoch. Als Stefan das sah ist er ganz verdutzt und ruft: „mein lieber Gott, darf man denn gar keinen Spaß mehr machen?“

Üt de School 1922
De Leerer fruch de klejne Schmetz: „Nun hör mal kleiner Mann,
wenn ihr zu Tisch euch mittags setzt, was sagt der Vater dann?“
Dat Schmetzke denkt: „dänn es wäll doll“, kekt aan de Leerer stell,
hejt wosst niet, wat hej sägge soll,
niet wat de Leerer well.
Duw sät de Leerer: „kleiner Wicht, bist du ’ne dumme Krott,
sagt Vater vor dem Essen nicht etwas vom lieben Gott?“
Jöwäll, sät dorop Schmetzke flott, as öm niet passt et Ääte,
dann sät de Vader: „liebe Gott, wa’s dat weer för en Frääte.“
Aus der Schule
Der Lehrer fragte den kleinen Schmitz: „Nun hör mal kleiner Mann,
wenn ihr zu Tisch euch mittags setzt, was sagt der Vater dann?“
Das Schmitzchen denkt: „der ist wohl verrückt“, kuckt an den Lehrer still,
er wusste nicht, was er sagen sollte,
nicht was der Lehrer wollte.
Da sagte der Lehrer: „kleiner Wicht, bist du’n dummer Krott (kleiner Junge), sagt Vater vor dem Essen nicht
etwas vom lieben Gott?“
Jawohl, sagt darauf Schmitzchen flott, wenn ihm nicht passt das Essen,
dann sagt der Vater: „lieber Gott,
was ist das wieder für ein Fressen.“

Ons Pöntje
Melodie: Rolling home
Wej hadde frugger hier in Rääss en Pöntje - än dat hing an en lange Strang -
än drop dänn Fäärbaas, dat was Köndje - hej was vör Störm än Went niet bang.
Refrain: Sej giert hän, sej giert her, ok bej fies än wendech Weer,
in de Fuge deij se kraake, än se stonk nor Fess än Teer.
De Fäärlüj all’, sej deije niet drin speje - sej wasse brunn van Went än Weer -
en Öörtje ging niet in de Kneje -
et moss all sinn en bätje meer.
Refrain: Sej giert hän, sej giert her, ...
Mor Ssillemann än Pitt än Köndje - sej lääwe now all lang niet meer - sej faare boowe mät öör Pöntje - bej Petrus öwert Wolkemeer.
Refrain: Sej giert hän, sej giert her, ...
Unser Pöntchen (Unsere Fähre)
Wir hatten früher hier in Rees ein Pöntchen -
und das hing an einem langen Seil -
und drauf der Fährbaas (Kapitän), das war Köndje (Konstantin Raadts) - er war vor Sturm und Wind nicht bang.
Refrain: Sie giert hin, sie giert her,
auch bei fiesem und windigem Wetter,
in den Fugen tat sie knarren,
und sie stank nach Fisch und Teer.
Die Fährleute all’, sie taten nicht drin spucken - (ins Schnapsglas) sie waren braun von Wind und Wetter -
ein Schnäpschen ging nicht in die Knie -
es musste schon sein ein bisschen mehr.
Refrain: Sie giert hin, sie giert her, ...
Aber Ssillemann (Tepaß) und Pitt und Köndje (Constantin Raadts) - sie leben nun schon lange nicht mehr -
sie fahren oben mit ihrem Pöntchen -
bei Petrus übers Wolkenmeer.
Refrain: Sie giert hin, sie giert her, ...

Corona
Ludger Dahmen geb. 1964
Er begann im Jahr 2020 zu Beginn der Corona Pandemie seinen Freunden kurze Geschichten auf Reeser Platt zu schicken.
Nachfolgend eine chronologische Auswahl.
Beitrag vom 21. März 2020
Vanne Märge häm ek in de Zeitung gelääse, wo denn Begriff CORONA herkömmt. Denk es dran, wie dat frugger was, as de pockelige Verwand- schaff op Besüük koom: Oome Hein än Tant Lisbett met all ööre Blaage. Dann saij Vader weer: "Door kömmt de ganze Korona!" Et had dann son bättje wat van en verhängnisvolle Heimsuchung! Mor, ook dat ging weer vörbej! Oowes, nordeem sich alle dänn Buck vollgefrääte hadde, fuure sej weer nor hüss!
Dröm, glöv et min: Ook dat met deese Korona geet weer vorbeij! Denk an de pockelige Verwandschaff! Goot niet te decht dran! Ömmer frendlik kieke! Än, wenn et vörbei es, könne weij befreit dör-oijme!
Blief gesond!
Corona
Heute morgen habe ich in der Zeitung gelesen, wo der Begriff CORONA herkommt. Denk mal dran, wie das früher war, als die buckelige Verwandtschaft auf (zu) Besuch kam: Onkel Hein(rich) und Tante Elisabeth mit all ihren Kindern. Dann sagte Vater wieder: "Da kommt die ganze Korona!" Es hatte dann so’n bisschen was von einer verhängnisvollen Heimsuchung! Aber, auch das ging wieder vorbei! Abends, nachdem sich alle den Bauch vollgefuttert hatten, fuhren sie wieder nach Hause!
Drum, glaub es mir: Auch das mit dieser Corona geht wieder vorbei! Denk an die buckelige Verwandtschaft! Geht nicht zu dicht dran! Immer freundlich kucken!
Und, wenn es vorbei ist, können wir befreit durchatmen!
Bleibt gesund!

verfasst von Dominik Voß am 28.05.2017:BewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchen
Eine großartige Arbeit um einen Dialekt vor dem Aussterben zu bewahren. Blättere gerne darin um die Sprache meiner Kindheit besser kennen zu lernen und zu bewahren.

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