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Ruth Zacharias
Gottes Kraft - Das Geheimnis der Schwachheit
Mein Leben für taubblinde Menschen

Festeinband Dezember 2017
318 Seiten | ca. 14,0 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-96014-400-7


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€ 24.90 *
Zehn Jahre hat der Kampf gedauert, bis der Bundestag im Dezember 2016 Taubblindheit als eigene Behinderung gesetzlich anerkannt hat. Damit gibt es jetzt endlich in Deutschland taubblinde Bürger, rund 6000 sind bekannt.

Ruth Zacharias gehört zu denen, die bei diesem Kampf mitgestritten haben. Ihr gesamtes Berufsleben als Pastorin hat sie den Anliegen taubblinder Menschen gewidmet.
1940 geboren, mit zehn Jahren erblindet, nach einer Ausbildung für kirchliche Gemeindearbeit zehn Jahre als Schriftsetzerin und Korrektorin für Punktschrift beim Christlichen Blindendienst in Wernigerode tätig. Danach Studium der Theologie in Berlin. Mit der Ordination beauftragt, DDR-weit evangelische Taubblindenarbeit aufzubauen.
Entstanden ist ein Lebenswerk mit mehreren Arbeitsbereichen für taubblinde Menschen mit Sitz in Radeberg.
Zahlreiche Ehrungen wurden Ruth Zacharias zuteil; die letzte zum 75. Geburtstag durch Deafblind International.
Tätig ist Ruth Zacharias derzeit in der von ihr errichteten Stiftung und im Botanischen Blindengarten.

Aus dem Inhalt:
- Gottes Nähe zu erfahren
Taubblinde Menschen werden meine Wegbegleiter
- Gottes Liebe zu bezeugen
Immer aufs Neue der Auftrag in meinem Leben
- Das Geheimnis der Gnade
Fünf Jahrzehnte im Dienst für taubblinde Menschen
- Dolmetscherin – das war nun doch mein Beruf
Meine Berufung im Beruf
Nicht lange nach Miltitz kommt eine Anfrage von Theo Lehmann, der in Karl-Marx-Stadt Gottesdienste mit 2000 und 3000 Jugendlichen hält.
„Vier Minuten Zeit zum Reden kann ich Ihnen geben. Da muss jedes Wort sitzen. Sagen Sie den jungen Leuten, was Jesus Ihnen in Ihrer Blindheit bedeutet. Das soll das Zeugnis sein.“
Einige Tausend – in Miltitz waren es wenigstens nur einige Hundert – vier Minuten Zeit und dann ein solches Zeugnis! Das ist zu viel, zu schwer für dich! In Miltitz hast du „Farbe“ bekennen müssen, vor dieser großen Meute, die dich dazu herausgefordert hat. Jetzt nicht hingehen? Absagen – auch das ist schwer …
Ich weiß lange vorher von diesem Termin. Ich spare einen ganzen Tag aus, um mich auf dieses „Vier-Minuten-Zeugnis“ vorzubereiten. Jedes Wort muss sitzen! Jedes Wort musst du exakt überlegen, formulieren und aufschreiben!
Ich bete und ringe. Ich überprüfe mein Christsein von 21 Jahren. Jetzt bin ich 37 Jahre alt.

Was willst und kannst du ehrlichen und fröhlichen Herzens bezeugen? Was hält wirklich stand? Gibt es ein Ergebnis? Was wäre, wenn du nicht Christ wärest? Was hätte dein Leben vergleichbar reicher machen können?
Schließlich ist aufgeschrieben, was ich herausgefunden habe. Zusammengefasst heißt dieses Ergebnis: „Ich möchte nicht tauschen mit einem, der sehen kann, aber Jesus nicht kennt.“
Ich fahre nach Karl-Marx-Stadt. Schon sehr zeitig bin ich in der Kirche. Theo Lehmann kommt zu mir: „Es darf kein Wort zu viel sein!“ „Ich habe alles schriftlich. Ich werde lesen, was ich sagen will.“ „Sie haben es gut. Sie lesen ab und können trotzdem in die Menge gucken.“ „Das ist der Vorteil für einen blinden Menschen. Ich bin aber in großer innerer Spannung.“ „Das ist gut so. Wir sind alle vom Wirken des Heiligen Geistes abhängig.“
Theo Lehmann kündigt mich an: „Sehen kann sie euch alle nicht, aber hören kann sie euch gut! Wir wollen sie mit Applaus begrüßen.“
Unbeschreiblich laut ist der Lärm, während ich auf die Kanzel steige. Ich bin glücklich, dass ich eine Lese-Rede habe. Du würdest hier wirklich aus dem Konzept kommen.
Dann ist schlagartig Ruhe. Hören kann ich nur meine Stimme.
Vier Minuten – ich möchte nicht tauschen … Der Heilige Geist scheint zu dolmetschen, was ich bezeuge …
Ich steige von der Kanzel. Ich sitze im Abseits in der Kirche. Tiefe Anfechtung kriecht mich an: Diesmal hast du übertrieben! Du wirst nicht standhalten, wenn jetzt jemand mit dir zu diskutieren beginnt!
Herr, werde du mir so groß in deiner Liebe, dass wahr ist und wahr bleibt, was ich eben bezeugt habe!

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