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Christian Hinterauer
GEW der Guraner Kapitel IX - X


Taschenbuch November 2018
658 Seiten | ca. 14,8 x 21,0 cm
ISBN: 978-3-96014-536-3


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Drei Jahreskreise haben sich gerundet seit jenen schlimmen Wirrnissen, die das Reich der Pramas durch niederträchtigen Verrat in die Knie zwangen. Gew und die Freunde vom getreuen Kleeblatt, die den Minen von Pakdun entrinnen konnten, gehen neuerlich auf eine Reise, doch es ist eine Irrfahrt durch verwüstete, ausgezehrte Lande. Dunkel und blutig sind die Zeiten geworden, denn böse Götter und Menschen stiften Unheil, säen Zwietracht und verblenden Gedanken bis in alle Winkel dieser Welt. Doch da wird Gew der rechte Weg des Lichts gewiesen und der Guraner zögert nicht, diesen mit mutigem, frohem Herzen zu gehen …
Das glitzernde Sternenkleid der himmlischen Gefährtinnen begann langsam zu verblassen und die Sichel des Mondes versteckte sich hinter einen dunklen Wolke. Wieder einmal musste die Nacht dem erwachenden Tag weichen, um dem Lauf des Feuerrades seine Bahn zu gewähren.
Doch am Ende seiner Fahrt würde der Bewacher des Himmels erneut über seinen strahlenden Sonnenbruder die Oberhand gewinnen und das Blatt würde sich wieder wenden. Denn seit jeher teilten sich die Himmlischen Tag und Nacht in gleichem Maße, war es doch der vorbestimmte Lauf des Schicksals.
Langsam ritt Gew, aus dem tiefen Dunkel der Nacht kommend, dem Morgengrau entgegen. Von irgendwoher wehte ein kräftiger Wind und wirbelte dünne Staubschleier auf. Weit und breit war kein Lebewesen zu sehen, nur die Hufe von Erp stoben ab und an kleine Sandwölkchen empor. Dem Guraner war, als zöge er über ein verlassenes Schlachtfeld, über das nur einige beutehungrige Falken ihre Kreise zogen.
Das gestirnte Dach der Welt über ihm war unendlich weit und sein mächtiger Anblick überwältigte den einsamen Reiter. Als sich der Himmel über dem Ödland rötlich zu färben begann, erreichte er den Gespensterberg. Das war jenes bogenförmige Felsengebilde, an dem sie bei ihrer ersten Reise gelagert hatten.
Als Gew den Ort erreichte, stieg er von seinem Braunen und sah sich um. Eine Welle an Erinnerungen umwogte sein Inneres, hatte er doch damals Dank der kleinen N´chai ein Stückweit in die Vergangenheit geschaut.
Der wissende Garadan und das Wählen des rechten Weges, der Wachtraum, welcher ihm bei der alten Galka widerfuhr, das göttliche Streitgespräch im Hügelgrab von Ongar oder die Felsenzeichnung des Regenmachers Cheb´gar: All das ging ihm auf einmal durch den Sinn.
Manches hatte sich seitdem hinzugefügt und obwohl ihm noch immer viel zum erklärenden Ganzen fehlte, wusste der Guraner, dass es nur mehr eine Frage der Zeit war, um alles zu verstehen.
Gedankenversonnen starrte Gew auf jenen fingerförmigen Stein, an dessen Füßen er einst jene gemeißelte Inschrift ausgegraben hatte, welche ihm das Mädchen gewiesen hatte. Doch der Wind hatte längst das Loch mit Sand zugeweht, so als wollte er dessen Botschaft vor allzu neugierigen Augen verbergen.
Plötzlich sah er, wie sich im ersten Morgenlicht ein feuriger Wind an einem der Fingerfelsen brach und sich in zwei Strömungen teilte. Er wehte mit einem erbarmungswertem Klagen und zerstob in einen Funkenregen von Glühwürmchen, welche augenblicklich vom Licht des ersten Tages verschluckt wurden.
Der Feuerfall wurde immer mächtiger und zwang den Guraner zurückzuweichen. Er stieß an den Stein, auf dem die Inschrift gemeißelt war und als ihn seine Hand berührte, fühlte Gew, dass der Felsen samtweich geworden war.
>Warum ist dieser Wind aus Licht und klagt?<, fragte er sich halblaut. >Er trägt eine so bedrückende Stimme mit sich. Ist er gar die Stimme eines Leidenden? Warum verlöscht der feurige Glimmer auf meinem Körper, ohne dass ich einen Schmerz verspüre? Sein Fächeln duftet nach lieblichen Ölen und Weihrauch, den Wohlgerüche der Götter.<
Gew wartete auf ein Zeichen, aber nichts geschah. Plötzlich erschien vor ihm eine Frauengestalt. Sie war durchsichtig, bläulich, regungslos und in einen sternenhellen Schleier gehüllt.
Doch den Guraner schreckte die plötzliche Erscheinung nicht, sondern er freute sich darüber. Irgendwie erinnerte ihn die Frau an die kleine N´chai, doch wie war das Mädchen, das er kannte, alt geworden!
Auf ihrem Gesicht, dass gleichmütige Ruhe zeigte, lagen die Zeichen der Zeit, ein Gespinst winziger Fältchen auf einer farblosen Haut und doch aber waren es ihre veilchenblauen Augen, ihr Mund, ihre Nase, ihr liebliches Gesicht mit den feinen, geschwungenen Augenbrauen, die ihr ein Stück Jugend verliehen.
Als sich Gew von seinem Erstaunen gefangen hatte, wollte er auf die Erscheinung zugehen, doch sie hielt ihn mit erhobener Hand zurück.
>Wer bist du?<, fragte er sie.
Gew hatte keine Antwort erwartet, doch da vernahm er ihre Stimme, die wie aus weiter Ferne zu kommen schien. Sie war unendlich und doch wieder nah und der Guraner hörte, wie sich ihr Echo hallend in der Wüste verlor.
>Ich bin Daro, die letzte Königin von Lumrid.<
Ihre Worte schwebten, durchsichtig und kaum wahrnehmbar, in der Luft, sanft herangetragen vom morgendlichen Wind. Der Guraner aber stand, mit beiden Händen den Schriftenstein berührend und die Augen vor Staunen weit aufgerissen, da.
Gew keuchte. Der feurige Fall versprühte noch immer glühenden Staub. Auch Daro verharrte unbeweglich und hielt dem Guraner ihre Handflächen entgegen, doch er wagte es nicht, sie zu berühren. Ihre veilchenblauen Augen sahen ihn an, die Wimpern waren regungslos und ihr Gesicht strahlte unendlich große Ruhe aus.
>Wer hat dich geschickt?<, fragte er endlich.
>Du selbst hast mich doch gerufen<, sagte sie sanft und wies auf den Fels, der unter dem Sand die gemeißelte Inschrift verbarg. >Doch ich wusste ohnehin, dass du hierherkommen würdest.<
>Dann weißt du auch, welche Fragen mein Herz bewegen!<, gab er stürmisch zurück. >Denn nicht um mich und mein eigenes Wohlergehen zu ergründen bin ich gekommen, sondern um jenen Weg zu gehen, der mich die Vergangenheit ergründe lässt, damit mein Volk endlich all jene Geschehnisse erfährt, welche im Nebel des Vergessens verborgen liegen. - Hilf mir daher, lichtumstrahlte Königin, denn dein Denken ist Wissen und Weisheit im Gestern, Heute und Morgen, ist geheimnisvoller Zauber, ist magische Macht. Sieh, ich beuge mein unwissendes Haupt vor dir!<
>Ich erkenne die gleiche Ungeduld in dir, die auch Ongar in sich trug. Du ähnelst dem Glücklosen, wie ihn dein Volk nannte, immer mehr. Doch habe noch ein wenig Geduld, Sohn des Tursis, schon bald wird dir die Zeit alle Antworten geben. Nur sie allein besitzt den Schlüssel dazu!<
Nach diesen Worten bewegte sich Daro wie ein Schleier im Wind und entschwand. Der Feuerfall versprühte seine letzten Funken und verlosch im hellen Licht des Tages. Der Guraner war wieder allein und verwirrter denn je zuvor ...

Mehr über den Autor und seine Bücher findet man unter:
www.christian-hinterauer.at

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