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Georg Thomsen, Joachim Hübener
Erinnerungen an Arnis
Unsere Ahnen, aus meinem eigenen Leben, aus der Geschichte der Stadt Arnis

Taschenbuch August 2017
150 Seiten | ca. 14,8 x 21,0 cm
ISBN: 978-3-96014-337-6


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Georg Thomsen ist 1872 in Arnis als Sohn des Schiffers Simon Thomsen und seiner Ehefrau Maria geb. Kuschert geboren und hat dort seine Kindheit und Schulzeit erlebt. Nach seiner Ausbildung am Lehrerseminar in Eckernförde war er Lehrer in Rendsburg, Rektor in Kappeln (1907-1924 mit Wohnung im Schulhaus, dem heutigen Rathaus) und in Kiel bis zur Pensionierung im Jahr 1931. Die Verbindung zu Arnis hat er sein ganzes Leben lang gepflegt und ist auch nach seinem Tode im Jahr 1943 – gemäß seinem Wunsch – übers Wasser nach Arnis überführt und dort beerdigt worden. Die Grabstelle auf dem Arnisser Friedhof ist bis heute erhalten.
Dieser Band mit „Erinnerungen an Arnis“ enthält sehr persönliche Beiträge von Georg Thomsen über die engen Beziehungen der Familien Thomsen und Kuschert zu Arnis. Beide Familien waren über mehrere Generationen in Arnis vertreten. Sehr anschaulich und spannend werden die Erlebnisse seiner Kindheit beschrieben und die damaligen Verhältnisse dargestellt. Georg Thomsen hat sich intensiv mit der Geschichte der Stadt Arnis beschäftigt und in "Aus der Geschichte der Stadt Arnis" veröffentlicht. Der Artikel aus dem Jahr 1937 wird hier als Kopie wiedergegeben.


verfasst von Nicolaus Schmidt am 15.11.2017:BewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchenBewertungssternchen
Es ist heute kaum vorstellbar, dass im kleinen Arnis Mitte des 19. Jahrhunderts fast 90 Segelschiffe beheimatet waren.
Das Leben war von der Schifffahrt bestimmt. Jetzt ist zum ersten Mal eine Beschreibung dieses Lebens erhältlich, das ein Zeitzeuge rückblickend über Arnis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschrieben hat: Georg Thomsen, Erinnerung an Arnis.

Georg Thomsen wurde 1872 in Arnis als Sohn eines Kapitäns geboren und hat aus eigener Anschauung die schwierige Zeit des Niedergangs der Schifffahrt in Arnis erlebt und eindrucksvoll beschrieben. Er konnte aber auch auf die Berichte seiner weit verzweigten Verwandtschaft über das Leben in Arnis in den Jahrzehnten davor zurückgreifen. Im Hauptteil des Buches, „Aus meinem Leben“, beschreibt er, wie Arnis Mitte des Jahrhunderts zu einem wichtigen Marktort an der westlichen Schlei aufgestiegen war. Es kamen „Jakob aus Amerika“ oder „JAN VELDKAMP AUS HOLLAND“, um ihre Waren lautstark anzupreisen. Thomsen beschreibt plastisch die Tage des Marktes, die mit einem Viehmarkt begannen und natürlich auch reichlich Tingel-Tangel aufboten. Dank Georg Thomsen erfahren wir überhaupt zum ersten Mal von der Bedeutung, die dieser Markt für einige Zeit hatte. Deshalb ist die Herausgabe der bislang nur im Familienkreis zirkulierenden Erinnerungen durch seinen Enkel Joachim Hübener von großem Wert für Historiker wie für alle Arnis-Fans.

Das Besondere an den Erinnerungen ist, dass hier einerseits das Alltagsleben der Erwachsenen wie auch der Kinder genau und farbig dargestellt wird, dass aber zugleich immer eine historische Einordnung im Blick ist. Viele solcher Lebenserinnerungen erschöpfen sich ja im Anekdotischen. Georg Thomsens Bericht ist dagegen eine Schatztruhe für Historiker, die genaueres über Arnis zu dieser Zeit recherchieren wollen. Thomsens Vater musste in Folge des Aufkommens der Dampfschiffe und der Verschlechterung im Skandinavienhandel zu immer geringeren Heuern fahren, konnte bald die Familien nicht mehr ernähren, da schließlich auch die Liegezeiten nicht mehr bezahlt wurden. Die Mutter musste deshalb im Herbst mit den Kindern auf den abgeernteten Feldern nach liegengeblieben Ähren suchen. „Wüppensammeln“ wurde dies genannt. Der Vater ging wie viele andere im Winter auf das Eis zum Aalstechen. In Thomsens Bericht liegt erstmalig eine genaue Beschreibung des Lebens der Menschen in dieser schweren Zeit vor. Ausser ihm hat keiner die Folgen der Krise so genau und eindrucksvoll beschrieben.

Für die Kinder war Arnis aber trotz der Entbehrungen eine Mischung aus Paradies und Abenteuerspielplatz. Thomsens Schilderungen über die Schulzeit, die Feste und vor allem das Treiben der Jungen lassen eine Welt auferstehen, die an Mark Twains Romane erinnern. Arnisser Jungen waren einerseits geschäftstüchtig, wollten natürlich alle später zur See waren, waren aber vor allem recht wilde Gesellen, „böse Britten“, wie man damals sagte.

Das von Joachim Hübener zusammengestellte Buch beginnt mit einem Artikel „Unsere Ahnen“, in dem die weit verzweigten Familien Kuschert und Thomsen beschrieben werden. Solche Familienchroniken können sterbenslangweilig sein. Bei Thomsen erfährt man auch hier erstaunliche und wissenswerte Dinge über die Menschen, die auch damals natürlich ihre jeweiligen Stärken und Schrullen hatten. Dieser Abschnitt greift zeitlich auch weiter aus bis in die 1920er- und 1930er-Jahre, in denen in Arnis sehr viel Pensionäre wohnten. Dies waren Seeleute, die in der Krise Arnis als junge Leute verlassen hatten, dann bei großen Gesellschaften wie der Hapag gefahren waren und in Arnis von den Ersparnissen leben wollten. Auch hier erfährt der Leser zum ersten Mal vom Schicksal dieser Menschen, die in der Inflationszeit als alte Menschen alles verloren und trotzdem irgendwie über die Runden kommen mussten.

Der dritte Teil des Buches ist ein Artikel zur Arnisser Geschichte, der 1937 schon im Jahrbuch des Heimatbundes Angeln veröffentlicht worden ist, geschrieben auf der Basis des damaligen Wissens.

Ich habe ja zum 350. Jubiläum der Stadt die Arnisser Geschichte in meinem Buch „Arnis 1667 – 2017“ neu dargestellt – Georg Thomsens Erinnerungen, die damals nur als Typoscript vorlagen, waren mir eine ganz wichtige Quelle. Jetzt sind sie für jeden zugänglich - unbedingt empfehlenswert.

Arnis/Berlin, 11. November 2017

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