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Karl Hackspiel, Petra Mehnert
Ein Spiel des Lebens


Taschenbuch September 2021
700 Seiten | ca. 14,8 x 21,0 cm
ISBN: 978-3-96014-840-1


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Wiesbaden 1955
Der Kriegsheimkehrer Walter Kersten, vom Krieg traumatisiert und von der Gesellschaft im Stich gelassen, gerät durch eine mutige, aber leichtsinnige Tat in den Bann von drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Hier die junge Renate, deren Retter er wurde, dort ihre reizende Mutter, die ihn mit allen Mitteln manipuliert und schließlich die Krankenschwester Ria, deren undurchschaubarer Charakter für viel Verwirrung sorgt und das Leben aller Beteiligten durcheinanderwirbelt. Hin und her gerissen zwischen den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und den drei Frauen versucht Walter, seinen Weg zu finden.

„Mein Großvater, Karl Hackspiel (geboren am 15. Oktober 1907 in Wiesbaden, verstorben am 8. November 1976 in Augsburg), schrieb in den Siebzigerjahren auf seiner Schreibmaschine einen Roman, der 541 DIN-A4-Seiten umfasste. … Der Geist meines Großvaters soll in diesen Zeilen weiterleben und ich hoffe, es ist mir gelungen, dies rüberzubringen.“
Petra Mehnert
Mein Großvater, Karl Hackspiel (geboren am 15. Oktober 1907 in Wiesbaden, verstorben am 8. November 1976 in Augsburg), schrieb in den Siebzigerjahren auf seiner Schreibmaschine einen Roman, der 541 DIN-A4-Seiten umfasste. Meine Mutter Renate, die wohl Patin für seine Protagonistin war, kann ich hierzu nicht mehr fragen, da sie an Demenz erkrankt ist. Vielleicht würde sie sich noch an ihren sehr belesenen Vater erinnern, sie kann ihre Gedanken jedoch leider nicht mehr in Worte fassen. Aber dass sie als junge Frau mit ihrem Mann nun das Cover ziert, gefällt ihr ganz sicher. Meine Eltern waren schon ein hübsches Paar!
Ich selbst kann mich nicht mehr erinnern, ob ich meinen Großvater als Kind damals noch schreiben sah, aber zum Glück ist dieser Roman erhalten geblieben, wenn auch leider einige Seiten fehlen. Meine Liebe zu Büchern und Texten habe ich also von ihm geerbt, allerdings war mir nicht bewusst, dass sich mein Opa auch mit Philosophie beschäftigt hat. Vor vielen Jahren, als ich selbst noch keine Bücher geschrieben habe, hatte ich das Manuskript schon einmal angefangen zu lesen, doch dann verschwand es wieder in der Versenkung. Womöglich war damals die Zeit noch nicht reif, mich mit diesem doch recht anspruchsvollen Text auseinanderzusetzen.
Aber dann kam Corona.

Durch das viele Zuhausesein und Grübeln über dieses bedrohliche Virus suchte ich Ablenkung und hatte dann Zeit und Muße, mich abermals mit diesem Manuskript zu beschäftigen. Nach inzwischen vierzehn eigenen veröffentlichten Werken hatte ich Lust, den Roman meines Opas abzutippen und zu überarbeiten. Natürlich verwendete er die damals übliche, blumige Schreibweise, doch ich wollte diese Geschichte nicht komplett auf unsere jetzige umschreiben. Der Roman spielt in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges und das soll man durch die Ausdrucksweise auch spüren. Der Geist meines Großvaters soll in diesen Zeilen weiterleben und ich hoffe, es ist mir gelungen, dies rüberzubringen.

Prolog:

Frühling am Rhein und noch dazu ein sonniges Wochenende. Welch eine Vielzahl unerfüllter Wünsche eines einzigen Frühlingstages werden da wieder zum Leben erweckt? Welch Fülle verhaltener Sehnsucht nach einigen glücklichen Stunden liegt in diesen Worten? Das heimliche Erwachen schlummernder Frühlingsträume zieht wie ein geheimnisvolles Fluidum durch die Lande des schönen Rheingaues.
Kein Wunder, dass so viele Menschen angelockt von der warmen Frühlingssonne die Enge ihrer Wohnungen verließen, zumal die Litfaßsäulen ein Frühlingsfest in Schierstein verkündet hatten. Wer wollte da nicht dabei sein in Lust und Wonne das zu genießen, was die Not der Nachkriegsjahre und die kurz zuvor überstandene Währungsreform den Menschen so lange vorenthalten hatte? Nach all den verflossenen trüben Jahren blühte das Leben wieder auf in sprühender Freude.
Dunkle Höhen, grünende Wälder, blühende Wiesen, blitzende Wellen des Rheines – darüber ein wolkenloser, blauer Frühlingshimmel. Dieses Bild war der Rahmen eines Geschehens, das anfing an diesem schönen Samstag, sich weiterentwickelte am Abend und sich fortsetzte in der lauen Frühlingsnacht.
In Wiesbaden-Biebrich am Schlossplatz und dem nahegelegenen Rheinufer, da staute sich bisweilen die Kolonne blitzend schöner Autos. Auch sammelte sich dort der bunte Trubel fröhlicher Menschen, die zu dem Feste wollten und noch dazu viele Leute, die nur wussten, dass sich an sonnigen Frühlingstagen die Pforte zum schönen, vielbesungenen Rheingau öffnete.
Dieses muntere Treiben brandete hinauf bis in eine Dachkammer einer nahe des Schlossplatzes gelegenen Wohnung. Am Fenster der Dachgaube stand ein junger Mann. Mit allen Fasern seines Herzens zog es ihn hinunter zu den ausgelassenen Menschen. Wäre das schön, könnte man da mitten – so nach rheinischer Art – den ganzen Abend ...
Ja, das hatte sich heute Morgen dieser Walter Kersten vorgenommen. Er wollte dabei sein, sich freuen, weil man noch jung war, sich einlassen auf all das, was das fröhliche Leben zu bieten hatte. Wer hätte das gedacht – denn schon vor wenigen Stunden war ihm diese Vorfreude so gründlich verdorben worden. Vor den Sorgen flieht die Freude, so sagt man doch. Diese Kümmernisse waren in Windeseile in Form eines Briefes dahergekommen, der immer noch hinter ihm auf dem Tisch lag. Ärgerlich wandte sich Walter vom Fenster ab. Das alles hatte jetzt keinen Sinn mehr. Er musste erst einmal gründlich überlegen, wie er sich einer Verhaftung entziehen konnte. Jahrelang war er unschuldig in Gefangenschaft gewesen. Jetzt endlich lebte er in Freiheit und keinem Menschen sollte es je gelingen, ihm diese streitig zu machen!
Vom Fenster weg, ein Gehen um den Tisch herum. Ein Blick auf den Brief und grübeln ... grübeln – so ging das schon eine ganze Weile – er wiederholte den letzten Gedanken:
Keinem Menschen sollte es gelingen, ihm die Freiheit streitig zu machen!
Oder doch! Gab es da nicht einen, der ihm diese Freiheit nehmen konnte? Wie hieß es da in dem Brief, den ihm seine frühere Firma geschrieben hatte? War da nicht von einem Staatsanwalt die Rede? Ja doch! Es war ihm siedendheiß eingefallen. So schnell wie in diesem Augenblick hatte er noch nie am Tisch gesessen. Er las den Brief noch einmal:
Nachdem Sie es unterlassen haben, die Ihnen gegebene Chance zu wahren und den von Ihnen veruntreuten Betrag von 500 DM zurückzuzahlen, werden wir den Betrug dem Staatsanwalt unterbreiten. Von diesem Schritt sehen wir ab, wenn Sie bis zum 1. Mai die Angelegenheit in Ordnung bringen.

Nur noch wenige Tage, dann war diese Frist verstrichen, dann würden sie kommen, um ihn abzuholen ... dem Untersuchungsrichter vorführen ... ihn einsperren ... einsperren!
Dieser Gedanke würde ihn die nächsten Tage nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Im Gegenteil – er blähte sich auf – riesengroß, jetzt schon, in dieser Stunde. Er saß ihm im Nacken und begleitete ihn in seiner ruhelosen Wanderung durch sein Zimmer. Diese Angst, sie würde fortdauern, bis sein Grübeln ihm eine geeignete Möglichkeit aufzeigen würde, die ihn aus dieser prekären Lage befreien konnte. Gedankenschwer stützte Walter Kersten die Ellenbogen auf die Tischplatte. Er verbarg sein Gesicht in den flachen Händen und erinnerte sich zurück ...



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