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Dieter Kreiner
Ein guter Stolperer fällt nicht
Eine Familiensaga - aus dem 20. Jahrhundert -

Taschenbuch Dezember 2012
496 Seiten | ca. 14,8 x 21,0 cm
ISBN: 978-3-86468-356-5


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Über 1½ Jahren hinweg habe ich viele zum Teil über 100 Jahre alte Dokumente und Fotos, sowie in altdeutscher Handschrift von meinem Vater verfasste Tagebücher aus Kriegszeiten und Gefangenschaft digital aufbereitet und dann seine 86 Jahre währende Lebensgeschichte erarbeitet.
Im Hauptteil des Buches halte ich selbst Rückschau auf die
61 Jahre, die ich in dem vergangenen 20. Jahrhundert erlebte.
Um die Erinnerungen wieder wach werden zu lassen musste ich sehr oft Ausflüge in die entferntesten Winkel meines Hirnkastls unternehmen, wobei auch die weniger erfreulichen Geschehnisse mit aller Schmerzlichkeit wieder zu Tage gefördert wurden.
Trotzdem habe ich mich bemüht alles locker - und wo immer es angebracht schien auch mit viel Augenzwinkern - zu Papier zu bringen.
Durch den Einbezug zahlloser zeitgeschichtlicher Dokumente und Abbildungen vermittelt das Buch nicht nur biographische Rückblicke, sondern gewährt durch die eingehende Schilderung von gesellschaftlichen Zuständen und Zwängen, sowie von politischen Entwicklungsphasen tiefe Einblicke in das Denken und Handeln der Menschen dieser Epoche.
Eine gern ausgeübte kirchliche Dienstleistung war das Bedienen des Blasebalgs in der alten Spitalkirche.
Der Kindergottesdienst wurde normalerweise in dieser kleinen Kirche abgehalten und dort erfolgte die Luftversorgung der Orgelpfeifen durch einen ledernen Blasebalg, dessen ziehharmonikaähnlichen Lamellen unten und oben an einer etwa
1,50 x 1,50 Meter großen Holzplatte befestigt waren. Der Pumpvorgang geschah durch Auf- und Abwärtsbewegung eines hölzernen Hebels.
Mein späterer Klavierlehrer, der in dieser Kirche an Feiertagen oft als Aushilfsorganist fungierte, wählte als Intrada zur Demonstration seines Könnens gerne Bachs Toccata und Fuge D-Moll, wobei er genussvoll nahezu alle Register zog, was die Kirchenfenster zum Erzittern und den Buben am Pumphebel ganz schön ins Schwitzen brachte.
Den größten Spaß hatten wir aber bei unserer selbsterfundenen Wettkampfdisziplin: „Geschicktester Blasbalgbediener.“!
Es galt dabei den Luftdruck im Blasebalg so weit absinken zu lassen, dass der Organist sozusagen kurz vor „dem Verhungern“ war, will heißen: genau den Zeitpunkt abzupassen bevor der den Orgelpfeifen zugeführte Luftstrom so schwach wurde, dass die Töne mit einem jämmerlich klagenden Wehlaut abschmierten.
Dies gelang uns natürlich nicht immer und der uns dann zugeworfene grimmige Blick des Organisten verhieß uns unangenehme nachkirchliche Maßnahmen, denn der überwiegende Teil der Zuhörer gab natürlich ihm die Schuld an diesen Misstönen.
Bei Gottesdienstende tauchten wir in diesen Fällen deshalb sofort in der Schar, der nach draußen drängenden Kirchgänger unter und hofften, dass der Zorn bis zum nächsten Sonntag verraucht oder gar gänzlich vergessen war.

***

Der Kuppeleiparagraph ahndete die Gewährung oder Verschaffung von Gelegenheiten zur Unzucht mit Zuchthaus von einem bis zu 5 Jahren und schlimmstenfalls Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.
Strafbar machte sich wer Sex zwischen Nicht-Verheirateten ermöglichte. Dies betraf sowohl Eltern und Vermieter, als auch Hoteliers und Campingplatzbesitzer.
Wegen dieses Paragraphen konnten wir in Hotels nie ein Doppelzimmer bekommen, sondern mussten immer zwei Einzelzimmer buchen.
Unsere Interpretation dieses Paragraphen brachte uns jedoch zu dem Schluss, dass damit bei jemand zu schlafen sogar noch gefördert wird.
Begründung:
Wenn zur Nächtigung – natürlich nur um sich während dieser langen, finsteren Nachtstunden nötigenfalls beistehen zu können – ein Doppelbett benutzbar gewesen wäre, so hätte man die Möglichkeit dem Gesetz der Geschlechtertrennung dergestalt Genüge zu tun, dass sich jeder auf einem der zwei dort verfügbaren Schlafgelegenheiten zur Ruhe bettet, um dann in einem Notfall beispringen zu können.
Wir mussten uns daher immer – natürlich schwersten Herzens – dazu entschließen die Gesetzestreue dem Gebot der Nächstenliebe zu opfern und einen mit nur einem Bett ausgestatteten Raum aufzusuchen.
Denn da man einer möglichen Gefahrensituation nur dann wirksam begegnen kann, wenn man körperlich präsent ist, wurden wir direkt gezwungen bei dem anderen zu schlafen und die Enge einer gemeinsamen Liegestatt in Kauf zu nehmen. Was blieb uns anderes übrig ?

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