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Samuel E. Leresche
Ein Gedichtband für Clydwyn
Novelle

Taschenbuch Januar 2020
128 Seiten | ca. 13,5 x 20,5 cm
ISBN: 978-3-96014-655-1


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Der nicht mehr ganz junge Dafydd liebt die fast gleichaltrige Clydwyn. Aber Clydwyn kann seine Gefühle nicht erwidern und bricht jeden Kontakt zu ihm ab. In seiner Verzweiflung beschließt der Mittfünfziger, der Liebsten einen Gedichtband zu schreiben.

Die Novelle erzählt von den schrecklichen Abgründen einer keuschen, dafür aber umso mehr zerstörenden Liebe und von dem Versuch, die Hilfeschreie einer verwundeten Seele in Worte zu fassen. Dabei fehlt es ihr jedoch nicht an einem gehörigen Quantum Selbstironie und Sarkasmus.
Ein Künstler eben

Künstlern sind exzentrisch. Egoistisch und schwierig im Umgang. Nicht besonders hilfsbereit. Die leben nur in ihrer eigenen Welt und haben oft vergessen, dass es außer ihnen auch noch andere Menschen auf Gottes weiter Erde gibt. So stellt sich Dafydd wahrscheinlich auch Yann Marquet vor. Und er muss schon ein paar Mal Anlauf nehmen, um ihn überhaupt anzusprechen. Irgendwie ist es ihm gelungen, die Anschrift und Telefonnummer des Malers herauszubekommen. Vielleicht aus dem Telefonbuch oder über einen Bekannten, der in der Bank auch sein Konto hat. So genau weiß das Dafydd nicht mehr. Sein Kurzzeitgedächtnis ist dieser Tage etwas beeinträchtigt, weil das Langzeitgedächtnis mit den Erinnerungen an Clydwyn so viel Raum einnimmt. Da wird das Kurzzeitgedächtnis schon einmal verdrängt. Damit muss man leben. Notfalls kann man sich ja lauter Erinnerungszettel schreiben und irgendwo an eine Wand kleben, damit man nichts vergisst. Wie, zum Beispiel, rechtzeitig die Socken in die Waschmaschine stecken, damit man nicht eines morgens barfuß in die Schuhe schlüpfen muss, weil alle Socken nach Schweiß riechen und nicht präsentabel sind. Frauen nämlich – und überhaupt Menschen – stehen nun einmal nicht auf stinkende Socken. Und weil sein Kurzzeit-gedächtnis zurzeit nicht so richtig funktioniert und ihm sowieso alles ziemlich egal ist, weil eben Clydwyn nicht mehr in seinem Leben ist, muss er sich alles aufschreiben. Denn das Leben geht ja weiter, ob er das will oder nicht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Tage-, nein wochenlang, ist es ein schier ewiges Hin und Her mit der Entscheidung, den Maler anzusprechen. Aber eigentlich hat Dafydd keine andere Wahl, denn er kennt keinen anderen Künstler. Da muss es der Maler aus Audierne schon sein. Und der Zeitfaktor spielt auch eine Rolle, denn der Lyrikband soll rechtzeitig zum fünfzigjährigen Geburtstag von Clydwyn fertig sein. Und Dafydd hat keine Ahnung, wie lange ein Verleger benötigt, bis die Druckerschwärze getrocknet und das Buch in den Handel gegeben werden kann. Und auch hier gilt: Zu früh ist besser als zu spät. Weil: Ein Geburtstagsgeschenk, das zu spät kommt, macht nur selten Freude.

Dafydd hat mindestens ein Dutzend Mal den Telefonhörer in die Hand genommen. Immer dann nämlich, wenn Fabienne gerade nicht zu Hause war oder im Garten. Verständlicherweise möchte er nicht, dass sie mithört.

Denn von dem Buchprojekt weiß sie natürlich nichts. Oder sie hat es herausbekommen, wie auch immer, und sagt nichts. Aber das kommt auf das gleiche hinaus. Da betreibt Dafydd schon ein bisschen eine Vogel-Strauß-Politik: Den Kopf in den Sand stecken und meinen, man würde nicht gesehen werden. Aber Hauptsache ist doch, dass das funktioniert. Und immer, wenn er angefangen hat zu wählen, hat ihn der Mut verlassen und er ist zurück in sein Zimmer geschlichen, zu seinen Gedichten und seinen Plänen, für die er den Maler benötigt. Dichten kann Dafydd nämlich, nur Bilder malen kann er nicht. Da fehlt ihm jede Begabung. Niemand kann eben alles. Jeder hat seine Befähigungen für etwas anderes, seine Talente, sein Potenzial. Hauptsache ist doch, er entdeckt es und nutzt es dann auch. Für sich selbst und bestenfalls auch für andere. Denn eines ist sicher: Gott hat den Menschen nicht geschaffen, damit er sich allein genüge.

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