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Jürgen Ehret
Batterie Rehfuß im Sundgau


Taschenbuch September 2012
488 Seiten | ca. 17,0 x 24,0 cm
ISBN: 978-3-86468-256-8


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€ 24.80 *
Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit der Spurensuche und Dokumentation an der ehemaligen Front im Sundgau. Auf der Suche nach entsprechenden Dokumenten im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart, fiel mir im Sommer 2011 dieses Kriegstagebuch in die Hände. Es besteht aus insgesamt 10, mit Bleistift in Kurrentschrift (umgangssprachlich als Sütterlinschrift bezeichnet) verfassten Heften, wovon die ersten drei Bände schon in die deutsche Normalschrift transkribiert sind.

Schon die ersten Seiten waren faszinierend: Rehfuß kam mit einer Artillerie-Batterie von Stuttgart nach Breisach und Sasbach und schließlich in den Sundgau (Oberelsass), wo er, bis auf kürzere Einsätze an anderen Fronten, bis zum Kriegsende stationiert war. Somit stand für mich fest: Das gesamte Tagebuch muss transkribiert und auf irgendeine Weise veröffentlicht werden. Es soll nicht im Archiv verstauben, sondern als historisches Dokument der lokalen Forschung und vor allem den interessierten Lesern, insbesondere den Bewohnern des Sundgaus zugänglich sein.

Fast täglich machte Rehfuß in seinem Tagebuch Eintragungen. Besonderes Augenmerk legte er auf die Verpflegung. So schrieb er im Januar 1915, dass bei Bisel noch alle Früchte, Rüben und Kartoffeln draußen auf den Feldern liegen, aber schon Ende Februar, dass das Frühstück durch "stramme Haltung" ersetzt wurde. Zur Selbstversorgung hielt er sich Hühner, Hasen, Gänse und Schweine, auch ein Gemüsegarten wurde angelegt.

Öfters erwähnt und lobt er die Franzosen, spricht von "achtenswerten Gegnern", zollt ihnen Respekt und bewundert ihre hervorragenden artilleristischen Fähigkeiten.

Er war zunächst bei Feldbach in Stellung und wurde danach bei Altkirch, Hirsingen und Heimersdorf eingesetzt. Mehrfach wurde er mit seiner Batterie abgezogen um für Tage oder Wochen an anderen Kriegsschauplätzen, wie dem Hartmannsweilerkopf, dem Hilsenfirst, Reichsackerkopf und an der Somme zum Einsatz zu kommen. Die einzelnen Stellungs- und Quartierwechsel hat er jeweils beschrieben, und meistens mit einem Kommentar zur Qualität seiner Unterkunft versehen.

Die Batterie Rehfuß war die 3. Batterie des Königlich-Preußischen Landwehr-Fußartillerie-Bataillons Nr. 13.

Da mir auch das Buch über die Geschichte dieses Bataillons zur Verfügung steht, konnte ich das Tagebuch mit Informationen und Bildern aus der Geschichte des Bataillons ergänzen. Hinzu kommen noch einige, bisher unveröffentlichte Bilder aus Privatsammlungen.

Das Buch umfasst 488 Seiten und ist mit 138 Bildern, Karten und Skizzen reichlich illustriert.
Montag, 3.8.1914 2.

Mobilmachungstag: Abreise abends mit dem Zug 9:17 Uhr nach Breisach, wo ich mich morgens 10 Uhr zu stellen hatte. Zuvor zu Hause schwerer Abschied.

Ein Intermezzo in Stuttgart: Ein französischer Flieger über dem Hauptbahnhof Stuttgart, ab und zu sichtbar, wenn vom Scheinwerfer der Ausstellung beleuchtet. Kaum hat die Wache Kenntnis davon, wird schon der ganze Bahnhof, nicht aber die Wartesäle dunkel, die Wache springt an die Ausfahrt und gibt Salven ab. Doch scheint der Flieger nicht getroffen worden zu sein. Auch unser Zug fährt dunkel bis Feuerbach.

In Mühlacker wird der Zug mehrmals durchsucht und von Franzosen, ca. 1 Dutzend gesäubert. In Karlsruhe kommt der Zug ½ 2 Uhr an, 2 Std. zu spät und geht nicht mehr weiter, weil die Militärzüge jetzt in Tätigkeit treten.

In Breisach vergeht die Zeit mit Ausrüsten und Einkleiden.

Abfahrt des Bataillons in Breisach am Freitagabend in 2 Zügen. Auf allen Bahnhöfen gute Verpflegung. Ankunft in Ulm Samstagnacht ½ 2 Uhr.

Quartier in Ulanenkaserne auf Stroh. Ich wurde der 3. Landwehr-Batterie zuge-teilt.

Sonntag, 9.8.1914
Von 6.30 Uhr morgens bis 9.30 Uhr Abends Empfangen der Geschütze1, Bettungen etc. sowie verbringen auf den Kuhberg2. Bis Freitag Exerzieren etc.

Samstag - Mittwoch, 19.8.1914

Privatquartier, Batteriedeckungsbau in Jungigen und Lehr3. Schwerer Dienst von morgens 5 Uhr bis abends 8 und 9 Uhr. Donnerstag kommt ganz unerwartet der Befehl zum Abrücken nach Westen. Nun heißt es noch schnell alles Ausrüsten. Bis auf einige unwichtige Vorratstücke ist alles da.

Freitag, 21.8.1914

Wir sind 3. Batterie Landwehr-Fußartillerie-Bataillon 13, unter Führung von Major Dürr.

Abfahrt in Ulm 8:15 Uhr abends. Ankunft und Bestimmungsort unbekannt. Auf allen Bahnhöfen kolossale Begeisterung und gute Verpflegung. Die Mannschaf-ten freuen sich, um vor den Feind zu kommen. Die Mannschaftwagen sind Württ. Personenwagen III. u. IV. Klasse und so verteilt, daß 10 - 20 % Sitzplätze übrig sind.

Zur Verabschiedung am Bahnhof hat sich auch Hermann Bürglen eingefunden. Mittags kam die Kunde von dem ersten großen Sieg auf der ganzen Front unter dem Kronprinz von Bayern.

Samstag, 22.8.1914

Morgens 3 Uhr Halt in Tuttlingen: Stärkung der Mannschaften mit warmer Nudel-suppe mit eingeschnittenem Ochsenfleisch.

2. Halt in Immendingen. Stärkung mit Käse, Wurst und warmem Kaffee. Die Fahrt geht weiter, der Schweiz zu. In Waldshut kurzes Mittagessen. Nun geht‘s wieder westlich mit immer noch unbekanntem Bestimmungsort. Wir erhalten Befehl, von Schopfheim ab alles gegen einen eventuellen Überfall kampfbereit zu halten. Unsere Pistolen hatten wir bereits während der Fahrt schußfertig gemacht. Von Basel rechtsrheinisch ab geht‘s wieder nördlich. Schon hören wir den 1. Kanonendonner und entdecken längs des rechten Rheinufers befestigte Stellungen.
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11. Januar 1915
Mittags suche ich mit Leger Bäume aus zur seitlichen Beobachtung. Nachher gingen wir vor bis zur Sennhütte, ca. 600 m vor den Feind. Kurz, bevor wir weg-gingen, brannte im jenseitigen Wald die Unter¬kunftshütte der Franzosen ab. Da hätte ich, wenn ich Infanterie-Offizier gewesen wäre, eine wohlgezielte Salve reingepfeffert. Die französischen Vorposten kann man überall sehen. Es wird nirgends auf uns geschossen, trotzdem wir bei Largitzen nur noch ca. 400 m ent-fernt sind, wo wir von einem Vorposten aus, nach Luffendorf hineinsehen. Die Franzosen tummeln sich dort ganz ungeniert. Ein ganzes Batl. Infanterie geht sogar muckenfrech und geschlossen, Abends 5 Uhr auf die Straße: Largitzen - Niedersept .

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