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Samuel E. Leresche
Aika


Taschenbuch Dezember 2017
260 Seiten | ca. 13,5 x 21,0 cm
ISBN: 978-3-96014-365-9
ISBN (E-Book): 978-3-96014-366-6



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1997. Maximilian von Bülow, ein bekennender Christ, arbeitet als Anästhesist im CHUV, dem waadtländischen Universitätsklinikum in Lausanne. Außerdem fliegt er als Notarzt in dem in Lausanne stationierten Rettungshubschrauber der Schweizer Rettungsflugwacht REGA. Eines Tages lernt er ein junges japanisches Mädchen kennen und verliebt sich in sie. Sein Glück scheint perfekt, wäre da nicht die geheimnisvolle Vergangenheit in Aikas Leben...
Als die junge Schauspielerin den Raum betrat, rief er seine Haushälterin zurück. „Ich möchte Tee trinken. Einen Sencha.”
Die Frau nickte still und ging den grünen Tee zubereiten.
„Was führt dich her?”, wendete der Produzent sich an das junge Mädchen. „Setze dich!”
„Ich muss dich sprechen, Ando.”
Er nickte. „Das habe ich mir gedacht. Sonst wärst du ja nicht hier.”
„Ich will nicht mehr...”
Er hob eine Hand. „Ich bitte dich! Lass uns wenigstens vor dem Geschäftlichen in aller Ruhe einen Tee trinken, willst du?” Es war mehr ein Befehl als eine Frage.
Er sah sich das Mädchen an. Sie war der Star seiner Truppe. Egal wie einfach die Dekors ihrer Filme waren, egal wie eintönig und flach die Rahmenhandlungen verliefen: Jeder Film wurde zum Kassenschlager. Ihm gehörte das Recht an den Interviews, um die sich alle großen nationalen Zeitschriften rissen, an allen veröffentlichten Fotos. Seine neueste Errungenschaft waren darüber hinaus Foto-CDs mit diversen Filmausschnitten, einen Unternehmenszweig, den er bis vor zwei Jahren dummerweise übersehen hatte. Sein erster Fehler als Geschäftsmann. Der Beweis für ihn, dass seine Kräfte abnahmen.
Wie konnte sich das kleine Ding nur so unvorteilhaft anziehen? Da saß sie vor ihm in abgewetzten Jeans, in einem T-Shirt mit einem lächerlichen Shogun-Motiv auf der Brust. Sie trug nicht einmal einen BH. Früher hätte er sie begehrt, aber heute...
Der Tee kam und er goss etwas in zwei Schalen. Als er den ersten Schluck getrunken hatte, begann er wieder zu sprechen. „Du siehst müde aus.”
„Ich bin aber nicht müde.”
„Ich höre viel Aggressivität in deiner Stimme.”
„Bin ich das nicht immer?” Das Mädchen blies sich eine Locke ihres dunklen Haars aus der Stirn.
Der Produzent war an die Eigenarten und Spleens seiner Stars gewöhnt. Indem er sie bis zu einem gewissen Grad tolerierte, ließ er ihnen den Spielraum, den sie brauchten um zu denken, sie wären wichtig.
„Was genau möchtest du von mir?”
„Ich will aufhören.”
Er runzelte die Stirn. „Mit was aufhören?”
„Dem Filmemachen.”
Ihre Stimme klang weniger trotzig, als entschieden. Überrascht griff er nach seiner Trinkschale. Die meisten jungen Frauen, die er unter seine Fittiche genommen hatte, wurden von der Angst des Danach eingeholt. Nicht zu Unrecht, musste er sich eingestehen, denn er trennte sich von ihnen ohne ein Bedauern, sobald sie ihre Attraktivität verloren. Das war spätestens mit achtundzwanzig Jahren der Fall. Manche gingen auch vorher, seelisch krank. Eine hatte sich vor vielen Jahren sogar das Leben genommen. Törichtes Ding! Aber noch nie hatte eine ihm einfach gesagt, sie wolle aufhören.
„Die Schauspielerei bringt dir sehr viel Geld“, versuchte er das Mädchen zu belehren. „Willst du das aufgeben?”
„Geld ist nicht alles, Aldo!”
„So viel Weisheit in einer so jungen Person...” Er beugte sich etwas vor. „Möchtest du noch etwas Tee?”
„Nein. Keinen Tee mehr. Ich möchte aus dem Vertrag aussteigen.”
Der Produzent spürte Unwillen in sich aufsteigen. Dieser wunderbare Frühlingstag hatte es nicht verdient, so zu enden! „Was bewegt dich zu dieser plötzlichen Forderung?”
„Ich wollte es einmal bis nach Hollywood schaffen. Ich wollte berühmt werden. Ich drehe Film um Film für dich, und niemand außerhalb Japans kennt mich.“ Die Schauspielerin sprang auf. „Ich kann einfach nicht mehr, Aldo. Ich will nach Europa. Ich bin jung, ich will etwas von der Welt sehen. Vor allem will ich nicht mehr nur ein Objekt sein, das ständig funktionieren muss und begafft wird.”
„Setze dich! Dein Herumgespringe stört jede Harmonie!”
Widerwillig setzte sich das Mädchen auf das rote Kissen. „Mir ist die Lust an der Schauspielerei vergangen. Ich habe den Eindruck, dass ich mein Leben wegwerfe!“
„Jetzt höre mir einmal zu, kleine Freundin! Du kennst mich und meinen Ruf. Ich werde keine Ausnahme machen. Auch mit dir nicht. Wir haben einen gültigen Vertrag. Du verdienst über die Maße gut und ich – zugegeben – auch. Deine Arbeit ist nicht besonders anstrengend. Es gibt in meinen Augen kein Argument dafür, dich aus dem Vertrag frühzeitig zu entlassen. Aber ich will dir entgegenkommen, weil ich dich liebe, wie mein eigenes Kind. Du drehst, wie besprochen die beiden anstehenden Filme fertig und für die restliche Vertragszeit stehst du uns für Fotosessions zur Verfügung.”
„Ich habe dir gesagt, dass ich nach Europa will.”
„Wie willst du dich dort unterhalten?” Er lachte kurz auf.
...

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